O Tannenbaum, o Tannenbaum,

wie gesund sind deine Blätter!

Schätzungsweise 1.3 Millionen Weihnachtsbäume stehen derzeit in den Schweizer Stuben und bilden den symbolischen Mittelpunkt des Weihnachtsfestes. Schön geschmückt und fein duftend versetzen sie uns jedes Jahr von neuem in Staunen. Doch eigentlich stecken Tannenbäume rund ums Jahr voller Wunder, welche die Wissenschaft nach und nach ergründet. Wir haben eine Auswahl zusammengestellt.

Ein Weihnachtsfest ohne Weihnachtsbaum ist für viele unvorstellbar. Doch die Tradition, einen Tannenbaum zum Fest zu schmücken, hat ihren Ursprung nicht in der christlichen Weihnachtsgeschichte, sondern in heidnischen Bräuchen. Die Germanen beispielsweise ernteten Tannenzweige zur Wintersonnenwende und platzierten diese an öffentlichen Orten und vor ihren Häusern. Die immergrüne Pflanze galt als Symbol für Fruchtbarkeit und Lebenskraft. Über die Zünfte hielt der Weihnachtsbaum schliesslich Einzug in die bürgerlichen Stuben und erst Mitte des 20. Jahrhunderts auch in die katholischen Kirchen. Mittlerweile lässt sich die kraftspendende Symbolik der Tanne auch mit wissenschaftlichen Erkenntnissen „untermauern“.

Dank einer Tanne können zehn Menschen atmen

Wie alle Bäume produzieren Tannen Sauerstoff. Bei einer 100-jährigen Tanne sind es pro Tag bis zu 13 kg – genug, damit zehn Menschen einen Tag lang atmen können. Mit ihren rund 600'000 Nadeln verfügt eine solch stattliche Tanne über eine Filteroberfläche von fast 15'000 Quadratmetern und siebt damit ganzjährig Staub, Bakterien und Pilze aus der Luft. Und sie ist ja nicht allein: Ein Hektar Wald befreit die Luft pro Jahr von bis zu 60'000 kg Staub und lässt uns so besser atmen.

Ameisen schützen sich mit Medikament auf Harz-Basis

Doch nicht nur uns Menschen helfen die Tannen beim Überleben. Lausanner Forscher haben gezeigt, dass Waldameisen der Art Formica paralugubris das Harz von Fichten als Medizin nutzen, um sich vor Krankheitserregern zu schützen. Eigentlich wäre der Ameisenhaufen aufgrund der Feuchtigkeit, Wärme und der hohen Bevölkerungsdichte ein Paradies für Pilze und Bakterien. Um die Kolonie zu schützen, sammeln die Ameisen Harzkügelchen und verteilen sie im Nest. Die antimikrobielle Wirkung des Harzes verdoppelt die Überlebensrate von Arbeiterinnen und Larven, wie die Forscher zeigen konnten. Doch damit nicht genug: Die Ameisen verstärken die Wirkung des Harzes sogar, indem sie es zusätzlich mit ihrer Ameisensäure behandeln. Das Mischen von unterschiedlichen antimikrobiellen Substanzen, um deren Wirkung zu steigern, ist also keine „Erfindung“ von uns Menschen.

Tannenbaumextrakte sind gut für Herz und Gefässe

Die Tannen bieten noch viel mehr nützliche pflanzliche Verbindungen. Sie sind zum Beispiel reiche Polyphenolquellen. Polyphenolische Verbindungen sind bekannt dafür, beim Menschen das Risiko für das metabolische Syndrom, einschliesslich Diabetes mellitus, zu reduzieren. In einer Studie wurden Holz- und Rindenextrakte der Weisstanne auf ihre antidiabetische Wirkung und ihre Fähigkeit, vor oxidativem Stress zu schützen, hin untersucht. Die Extrakte erwiesen sich dabei als wirksame Inhibitoren von drei Enzymen, die an der Regulation des Blutzuckerspiegels beteiligt sind.

Andere Forscher gingen noch einen Schritt weiter und fütterten Meerschweinchen mit Weisstannenextrakten, um dessen Wirkung gegen Arterienverkalkung (Atherosklerose) zu untersuchen. Während acht Wochen bekamen die Meerschweinchen entweder eine normale Kost oder Atherosklerose-fördernde Nahrung oder Atherosklerose-fördernde Nahrung mit Weisstannenextrakten. Nach acht Wochen Atherosklerose-fördernder Ernährung hatte die Hauptschlagader (Aorta) der Meerschweinchen 63% ihrer Fähigkeit, sich zu entspannen, eingebüsst. Enthielt dieselbe Diät zusätzlich noch den Tannenextrakt, schwächte sich dieser Verlust auf 26% ab. Die Blutgefässe dieser Meerschweinchen wiesen zudem weniger und kleinere Verkalkungen (Plaques) auf als die Vergleichsgruppe mit Atherosklerose-fördernder Nahrung ohne Tannenextrakt. Die Studienautoren kamen darum zum Schluss, dass Tannenextrakte der Arterienverkalkung entgegenwirken können.

Fröhliche Weihnachten und einen guten Rutsch!

Das Weihnachtslied sagt als nicht die ganze Wahrheit: Die Blätter eines Tannenbaums sind nicht nur schön, sondern auch noch richtig gesund! Wenn wir also das nächste Mal vor unserem Weihnachtsbaum sitzen und seinen wunderbaren Duft wahrnehmen, dann tun wir unsere Gesundheit etwas Gutes. Und wem der Duft und der Anblick nicht reicht, der/die kann den Baum zu Tannensalz, Tannenöl oder Tannentee weiterverarbeiten und die Tanne noch vielfältiger geniessen!

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen allen besinnliche Festtage und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

 

 

https://macher.hornbach.de/die-mittel/4-rezepte-aus-tannennadeln/

https://www.scinexx.de/news/biowissen/ameisen-nutzen-harz-als-antibiotikum/

https://www.forstbw.de/wald-im-land/klimaschuetzer/luft/#:~:text=Pro%20Tag%20kann%20%E2%80%9Aunsere%20Tanne,einen%20Tag%20lang%20atmen%20k%C3%B6nnen.

https://www.meinetanne.de/weihnachtsbaum/weihnachtsbaum-geschichte/

 

 

Brütsch T, Jaffuel G, Vallat A, Turlings TCJ, Chapuisat M. Wood ants produce a potent antimicrobial agent by applying formic acid on tree-collected resin. Ecol Evol. 2017;7:2249-2254

Chapuisat M, Oppliger A, Magliano P, Christe P. Wood ants use resin to protect themselves against pathogens. Proc.R.Soc.B. 2007;274:2012-2017

Drevensek G, Lunder M, Benkovic ET, Mikelj A, Strukelj B, Kreft S. Silver fir (Abies alba) trunk extract protects guinea pig arteries from impaired functional responses and morphology due to an atherogenic diet. Phytomedicine 22. 2015;856-861

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Abbildung 1: https://pixabay.com/de/photos/weihnachtsbilder-weihnachten-3875706/